The American Bobber

Chopper kommt von „to chop“, also weglassen oder von jeglichem Ballast befreien. OK, bei so manchem Chopper-BAuer scheint genau das noch nicht angekommen zu sein. Aber auch hier gilt der alte Spruch „JEDEM DAS SEINE“. Beim American Bobber von TTS hat man den Grundsatz der Chopper-Bauer von einst auf jeden Fall beherzigt. Hier ist kaum etwas zu finden, dass für den puristischen Fahrspaß auf zwei Rädern nicht unbedingt erforderlich wäre.

Sind wir mal ehrlich, wer von euch da draußen wuchtet gerne seine Uschi durch die Kurven? Genau… und um jeder Diskussion aus dem Weg zu gehen, lässt man den Soziussitz einfach weg. Wo kein Beifahrersitz ist, kann auch keine Sozia angeflanscht werden. Ob sich die ersten Bobber-Bauer genau das dabei gedacht haben, als Sie den Beifahrersitz einfach weggelassen haben, ist nicht überliefert. Fakt ist, dass der Solositz bis heute das auffälligste Stilmerkmal eines Bobbers ist.

Ein weiteres Merkmal sind die Reifen. Typisch für einen Bobber wären die Ballonreifen. Auch wenn diese nicht unbedingt zwingend erforderlich sind, dürfen sie doch als extrem stylisch gewertet werden.

Die schwarzen Gummis stammen von Shinko und sind hier unter der Bezeichnung MT90 zu bekommen. In Westerkappeln hat man sich auf den Bau hochwertiger Speichenräder spezialisiert, die von TTS in den unterschiedlichsten Designs mit vielfältigen Oberflächen angefertigt werden. Es versteht sich von selbst, dass auch der American Bobber mit Ballonreifen auf TTS Rädern bestückt ist. Für beide fiel die Wahl auf 3,5 x 16 Zoll Big Spoke Räder mit jeweils 40 fetten Speichen. Das Felgenbett wurde in Kaminrot matt beschichtet, die Speichen und Naben in schwarz matt und die Nippel in Schwarzchrom. Muß eigentlich erwähnt werden, dass beide Räder den Segen des deutschen TÜV haben? Muß nicht, machen wir aber trotzdem.

Und noch ein Merkmal zeichnet einen typischen Bobber aus, der Heckfender ist in der Regel mitschwingend montiert. Dabei wird der Sitz fest auf dem Rahmen montiert und das Schutzblech an der Schwinge. Auf diese Weise kann die Radabdeckung extrem nah über dem Reifen platziert werden. Auch hier dürfte die Frage danach überflüssig sein, wer das schicke Schutzblech gedengelt hat. Ein weiteres Mal findet sich auch hier TTS als Hersteller in den technischen Angaben.

Etwas Aufmerksamkeit sollte man der hinteren Beleuchtungseinrichtung schenken. Die schlichten Leuchtkörper wurden in die Fenderstruts gesetzt und bilden somit das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem „i“.

Modell:
Harley-Davidson FLSTSB Crossbones
Modelljahr:
2008
Rahmen:
Softail
Schwinge:
TTS Motorcycles
Gabel:
Orig. Haley-Davidson
Rockerbox-Deckel:
TTS Knuckle Style
ZylinderNockenwellendeckel:
TTS Knuckle Style
Rad vorne:
3.50×16-40Bigspoke Rad mit TÜV
Rad hinten:
3.50×16-40Bigspoke Rad mit TÜV
Sitz:
Harley-Davidson
Auspuff:
TTS-MCJ
Lenker:
TTS Bobber
Schutzblech vorne:
needs none
Schutzblech hinten:
TTS Bobber
Tank:
Orig.

Der American Bobber wäre kein typisches TTS Bike, wenn es nicht zahlreiche Details gäbe, die ihn von den meisten Anderen seiner Bauart deutlich unterscheiden würden. Zuerst einmal, es ist ein Twin-Cam aus dem ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends. 2002 wurde die Gemischaufbereitung der Serien-Harleys von Vergaser auf Einspritzung umgestellt. Ein Jahr lang hatten die Käufer sogar die freie Entweder-Oder-Wahl. Diese Crossbones stammt von 2008 und ist somit mit einer Einspritzanlage ausgeliefert worden. Die passende Krümmeranlage hat wieder einmal TTS zusammen gedengelt, die passenden Endschalldämpfer stammen dagegen von MCJ. Dank verstellbarem Sound, dürften Ohrenfreuden garantiert sein.

Aber wenn wir von feinen Details sprechen, meinen wir noch etwas ganz anderes. Die Rede ist vom optischen Eindruck, der den Laien schnell dazu verführt, das ursprüngliche Baujahr in den Vierzigern vermuten zu lassen. Und tatsächlich hat sich Torsten, der führende Kopf bei TTS, von den Knuckleheads aus den Anfangszeiten inspirieren lassen. Die Rockerbox Abdeckungen wurden zwar dem Twin-Cam Motor angepasst, erinnern in ihrer knöchrigen Form jedoch an die einstigen Knuckleabdeckungen. Genau wie die Vorbilder, werden diese im Sandgußverfahren hergestellt und verfügen deshalb über diese einzigartige, raute Oberfläche. Getriebe- und Kupplungsdeckel wurden von TTS im selben Verfahren hergestellt und mit einer gerippten Optik gestaltet.

Es ist schon eigenartig, wie viel man über ein Bike berichten kann, an dem so viel weggelassen wurde. Tatsächlich kann dieses Phänomen als umgekehrt proportional bezeichnet werden. Dabei haben wir so vieles nicht einmal im Ansatz erwähnt. Oder ist euch aufgefallen, wie TTS die hintere Bremse auf die Antriebsseite verlegt hat? Dieser Drive-Side Kit wird in Westerkappeln übrigens als kompletter Kit angeboten. Oder wie geschickt man die Oberflächen der verschiedenen Details auf alt getrimmt hat? Ja… na klar, aber dafür gibt es schließlich Bilder und wer den Text bis hierhin aufmerksam mitgelesen hat, dürfte sich auch die Zeit genommen haben, diese gründlich unter die Lupe zu nehmen. Und wenn nicht, wünschen wir euch spätestens jetzt ganz viel Vergnügen dabei.

Text: Peter Schulz

Fotos: TTS

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