Mit der Würze der alten Ära
Ein Bike auf die Optik längst vergangener Tage zu trimmen, ist für Laien ein Oldtimer, für Freaks der reinste Frevel und wieder andere freuen sich über ein Bike, das so alt aussieht, wie eine Knuckle aber zu zuverlässig schnurrt, wie ein Bike aus der Neuzeit. Und wahrscheinlich haben sogar alle drei Recht.
Natürlich hätten die TTS Jungs auch ein Fahrzeug aus den 40gern als Basis nehmen können, aber halbwegs brauchbare Fahrzeuge werden mittlerweile in Gold aufgewogen. Abgesehen davon, ist man kein Restaurator, sondern Hersteller hochwertiger Customparts. Und Custombikes sind im ursprünglichen Sinne individuelle Motorräder, die den Wünschen der Kunden angepasst werden. Wer ein solches Bike erwirbt, wird Oldtimer mögen, möchte aber dennoch damit zuverlässig von A nach B kommen, wobei die Distanz dazwischen durchaus schonmal größer sein darf.
Die Heritage Modelle haben bereits ab Werk eine nostalgische Optik mitbekommen. Abgesehen von der prähistorisch anmutenden Springergabel gaukelt die Softailschwinge die alte Starrahmenoptik wieder. Ballonreifen auf TTS-Speichenrädern sind für den gewünschten Look ebenfalls hilfreich. Während am Frontend der originale FLSTS Fender wiederverwendet wurde, kommt für das hintere Schutzblech ein TTS Produkt zum Einsatz. Bei den alten Knuckles sollte das Hinterrad nur auf dem Hauptständer stehend gewechselt werden können. Deshalb war die hintere Hälfte des Schutzbleches hochklappbar. Ein Feature, dass bei TTS so gut ankam, dass man es kurzerhand in einem Fender aus der eigenen Produktion umsetze.
Tatsächlich aber sind es die feinen, kleinen Details, die dafür sorgen, dass das einstige Twin-Cam Modell von 2005 aussieht, wie eine Knucklehead von 1947. Die Rede ist von den Rockerboxdeckeln, den Nockenwellendeckeln im knöcherigen Nuckle-Style oder auch dem gerippten Kupplungsdeckel. Allesamt werden von TTS im aufwändigen Sandgußverfahren gefertigt. Die sogenannte verlorene Sandgußform läßt zwar nur eine Kleinstserienproduktion zu, führt aber durch ihre Materialbeschaffenheit und Oberfläche zu einer täuschen echten Optik.
Das Modelljahr 2005 verrät bereits, dass es sich um ein Einspritzmodell handelt. Ab 2002 wurden diese mit einer einer Übergangsphase eingeführt und bieten im Vergleich zu den Vergasermodellen glasklare Vorteile. Vor allem dann, wenn es um besagte Zuverlässigkeit und Fahrkomfort geht.
Die Krümmer wurden ebenfalls von TTS gefertigt, während die mechanisch verstellbaren Endtöpfe von Penzl stammen. Alles ihn allem, dürfte das eingangs erwähnt Ziel eindeutig erreicht sein. Moderne Technik mit einer alten Optik, zuverlässig und bequem genug für kurze Trips und ausgedehnte Touren. Wir finden das gut und können uns trotzdem ebenso für die Originale begeistern, die vor über fünfzig Jahren aus Milwaukee kamen.
Text & Fotos: Peter Schulz
- Modell:
- Harley-Davidson Softail
- Modelljahr:
- 2005
- Modell:
- FLSTS Heritage Springer
- Schwinge:
- Harley-Davidson
- Gabel:
- H-D Springer
- Rockerbox-Deckel:
- TTS Knuckle Style
- Nockenwellendeckel:
- TTS Knuckle Style
- Kupplungsdeckel:
- TTS Ribbed
- Rad vorne:
- 3.50×16-40 Speichen Rad mit TÜV
- Rad hinten:
- 3.50×16-40 Speichen Rad mit TÜV
- Auspuff:
- TTS-Penzl
- Lenker:
- TTS
- Schutzblech vorne:
- orig. FLSTS
- Schutzblech hinten:
- TTS Vintage Klappfender
- Tank:
- original H-D